Savings and Investments Union: Perspektiven für ein EU-Label für Spar- und Altersvorsorgeprodukte
Bei einem Treffen in Paris haben sieben Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Rahmen der Savings and Investments Union (SIU) ein gemeinsames Label für Spar- und Altersvorsorgeprodukte vorgestellt. Ziel ist es, europaweit einheitliche Standards für sichere, transparente und langfristige Vorsorgelösungen zu schaffen – und damit Verbraucher/-innen Orientierung zu geben und Investitionen in die europäische Wirtschaft gezielt zu fördern.

Diskussionsrunde anlässlich der Vorstellung von „Finance Europe“, einem Label für europäische Spar-und Anlageprodukte. Auf dem Podium: Géraldine Amiel, Senior Managing Director bei FTI Consulting France, Slawomir Krupa, CEO bei Société Générale und President EBF, Jörg Asmusssen, Hauptgeschäftsführer des GDV, Peter Jacobs, CEO bei ING Niederlande, und Maria Abascal, Director General bei Asociación Española de Banca (v.l.n.r.).
Neue Herausforderungen für die Altersvorsorge in Europa
Europa steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Globale politische Machtverschiebungen, die Digitalisierung und der Klimawandel erhöhen den Handlungsdruck. Hinzu kommt: Die demografischen Veränderungen in Europa fordern die Rentensysteme heraus. Immer mehr Menschen erreichen das Rentenalter, während immer weniger Erwerbstätige in die Systeme einzahlen. Für viele reicht die gesetzliche Rente allein nicht mehr aus, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern. Private und betriebliche Vorsorgelösungen gewinnen daher massiv an Bedeutung – für die individuelle Sicherheit und die Zukunftsfähigkeit des gesamten Wirtschaftsraums. Vor diesem Hintergrund haben sich sieben Mitgliedsstaaten – darunter Deutschland, Frankreich und Spanien – am vergangenen Donnerstag, den 5. Juni 2025, in Paris auf eine gemeinsame Initiative verständigt: ein freiwilliges Label für Spar- und Altersvorsorgeprodukte mit dem Titel “Finance Europe” im Rahmen der Savings and Investments Union. Auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, der die Initiative fachlich mitgestaltete, nahm an dem Treffen teil. Ziel von Finance Europe ist es, europaweit einheitliche und transparente Standards für sichere sowie langfristige Vorsorgelösungen zu etablieren. Verbraucher/-innen sollen dadurch mehr Orientierung bekommen und privates Kapital soll gezielt in die europäische Wirtschaft, in Infrastrukturvorhaben sowie in Zukunftsprojekte gelenkt werden, um Europas Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit zu stärken.
Das EU-Label: Mehr Sicherheit, Transparenz und Teilhabe
Das geplante Finance-Europe-Label soll als freiwilliges Gütesiegel für Spar- und Altersvorsorgeprodukte dienen. Die beteiligten Länder verfolgen damit das Ziel, dass Verbraucherinnen und Verbraucher durch klare Kriterien und transparente Anforderungen Produkte leichter vergleichen und besser einschätzen können. Politisch wurde das Thema zuletzt durch die Beschlüsse der EU-Mitgliedstaaten am 20. März 2025 vorangetrieben. Die Staats- und Regierungschef/-innen haben konkrete Fortschritte eingefordert, um die Kapitalmärkte zu vertiefen und einheitliche Rahmenbedingungen für Vorsorgeprodukte zu schaffen. Nun wird das Label nicht durch ein europäisches Gesetzgebungsverfahren initiiert, sondern in einer koordinierten Zusammenarbeit auf zwischenstaatlicher Ebene.
Kriterien für ein EU-Label für Spar- und Altersvorsorgeprodukte
Aus Sicht der Versicherer sind für ein wirksames und verbraucherfreundliches EU-Label folgende Kriterien entscheidend:
- Europäischer Investitionsschwerpunkt
Mindestens 75 Prozent des investierten Kapitals sollten in europäische Vermögenswerte fließen. Dazu zählen Aktien, Unternehmensanleihen, Fonds, Infrastrukturprojekte, staatliche Anleihen sowie alternative Anlagen wie Immobilien, Private Equity oder Venture Capital. Zugelassen sind börsennotierte wie auch nicht-börsennotierte Assets. - Langfristiger Anlagehorizont
Das Label ist für Produkte mit einem Mindestanlagezeitraum von acht Jahren vorgesehen. Steuerliche Vorteile oder eingeschränkte Liquiditätsfenster sollen langfristige Anreize bieten. Bei Renteneintritt oder besonderen Lebensereignissen (zum Beispiel Krankheit oder Arbeitslosigkeit) sind Ausnahmen möglich. - Risikoprofil und Garantien
Es besteht keine Verpflichtung zu Kapitalgarantien während der Ansparphase. Anbieter können jedoch freiwillig Garantien oder Risikominderungsstrategien anbieten, zum Beispiel durch die Beimischung sicherer Anleihen. Die Produkte sollten verschiedene Risikoprofile abdecken, um unterschiedliche Anlegerbedürfnisse zu berücksichtigen. - Flexibilität für nationale Besonderheiten
Die Mitgliedstaaten können das Label an nationale Produkte anpassen, sofern die Kernkriterien erfüllt werden. So bleibt Raum für bewährte Vorsorgemodelle und Innovation auf nationaler Ebene. - Transparenz und Überwachung
Die Vergabe des Labels erfolgt ohne aufwendiges Zulassungsverfahren. Anbieter sind für die Einhaltung der Kriterien verantwortlich; eine unabhängige Überprüfung durch nationale Behörden findet im Nachgang statt. Die regelmäßige Kontrolle dient der Sicherung von Verbrauchervertrauen.
Die Rolle der Versicherer
Die Versicherungswirtschaft ist einer der größten institutionellen Investoren in Europa und trägt maßgeblich zur Finanzierung von Infrastruktur, Nachhaltigkeit und Innovation bei. Gemeinsam mit ihren europäischen Partnerverbänden setzt sich die Branche dafür ein, dass auch kapitalbildende Versicherungsprodukte das geplante EU-Label tragen können. Lebens- und Rentenversicherungen bieten dafür eine passende Kombination aus langfristigem Kapitalaufbau, Sicherheitsaspekten und lebenslangen Leistungen.
Sicherheit und Vorteile für Verbraucher
Das geplante Label ermöglicht es Verbraucherinnen und Verbrauchern, gezielt in transparente, sichere und langfristige Spar- und Altersvorsorgeprodukte zu investieren. Lebensversicherungen etwa bieten nicht nur Zugang zu den Kapitalmärkten, sondern auch Schutz vor Totalverlust und eine verlässliche Rente bis zum Lebensende. Durch die Vielfalt der Produkte können verschiedene Risikoprofile und Lebenssituationen abgedeckt werden. Eine steuerliche Förderung von Altersvorsorgeprodukten mit lebenslangen Leistungen ist sinnvoll, um gezieltes, langfristiges Sparen.
Gemeinsam für ein starkes Europa
Mit dem geplanten Finance-Europe-Label soll das Vertrauen in langfristige Sparprodukte gestärkt, die Transparenz erhöht und privates Kapital gezielt in die Zukunft Europas gelenkt werden. Die Versicherungswirtschaft steht bereit, ihre Rolle als tragende Säule der privaten Altersvorsorge und als Investor für Europas Zukunft weiter auszubauen.