Deutsche Versicherer sind weiterhin gut aufgestellt
Sowohl in der Lebens- als auch in der Schaden-/Unfallversicherung bleiben die Solvenzquoten im Vergleich zum Vorjahr konstant. Das spricht für solide Geschäftsverhältnisse in einem zuverlässigem Marktumfeld.
Vor dem Hintergrund des zunehmend stabilen Zinsumfelds weisen die Versicherer damit eine starke Kapitalausstattung auf. Das geht aus einer Auswertung der Kennzahlen zur Finanzlage und Risikotragfähigkeit hervor, die die Versicherungsunternehmen in der Europäischen Union als Kernpunkte ihrer Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR, Solvency Financial Condition Reports) jedes Jahr vorlegen.
In der Lebensversicherung blieb die mittlere Bedeckungsquote – so wird die Solvenzquote auch genannt – ohne Übergangsmaßnahmen gegenüber dem Vorjahr fast unverändert. Für das Jahr 2023 kann ein hoher Wert von 305 Prozent verzeichnet werden (Vorjahr: 306 Prozent). Bei einer Solvenzquote von 100 Prozent könnten Versicherer auch in einem theoretischen Krisenszenario, das nur alle 200 Jahre eintritt, alle Verpflichtungen erfüllen. Die Verwendung von Übergangsmaßnahmen hat im letzten Jahr unter den deutschen Lebensversicherern abgenommen, sie wurden von 53 Versicherern angewandt (Vorjahr: 57). Dies führt auch zu einem Rückgang der mittleren Solvenzquote inklusive der Übergangsmaßnahmen auf 479 Prozent (Vorjahr: 520 Prozent). Die Maßnahmen wurden zum Übergang von Solvency I zu Solvency II eingeführt und in Deutschland vor allem von Lebensversicherern angewandt. Bis zum Jahr 2031 laufen diese Maßnahmen aus, wobei die Auswirkung mit jedem Jahr abnimmt.
Auch die Schaden-/Unfallversicherer erweisen sich als überaus stabil. Eine mittlere Bedeckungsquote von 280 Prozent (Vorjahr 281 Prozent) zeugt von einer sehr soliden Finanzausstattung. Das Geschäftsmodell der Schaden-/Unfallversicherer beruht darauf, private und gewerbliche Versicherungsnehmer gegen Vermögensverluste abzusichern. Hierfür werden versicherungstechnische Rückstellungen für die Ansprüche aus bisherigen und künftigen Schäden in Höhe von über 139,5 Mrd. Euro auf der Passivseite der Bilanz gebildet. Diese zeigen sich sehr stabil und sind im Vergleich zum Vorjahreswert 2022 von 122,9 Mrd. Euro gestiegen.
Die höheren Preise aufgrund der Inflation wirken sich belastend auf die Quoten aus. Demgegenüber können die gestiegenen Zinsen mit ihrem entlastenden Effekt auf die Rückstellungen der Versicherer diese Belastungen kompensieren. Unter Berücksichtigung der relevanten Faktoren zeigt sich keine signifikante Änderung der Solvenzsituation im Marktdurchschnitt.