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Thema Gesellschaft (© pexels)

Dossier: Demografie

Die gute Nachricht: Die Menschen in Deutschland leben immer länger, dank des medizinischen Fortschritts und insgesamt gesünderer Lebensbedingungen. Das Problem: Es kommen weniger Junge nach. Die Herausforderungen dieser demografischen Entwicklung sind vielfältig: Auf dem Arbeitsmarkt fehlen Fach- und zunehmend sogar Hilfskräfte – das gefährdet unseren Wohlstand. Mehr ältere Menschen verändern auch die Nachfrage: Gesundheits- und andere Dienstleistungen werden wichtiger. Und vor allem stellt sich die Frage: Wohin steuert unser Rentensystem?

06.02.2024
Statistische Perspektive

2035 ist ein Fünftel der Deutschen im Rentenalter Link kopieren

In Deutschland wird es bis 2035 wesentlich mehr Menschen im Rentenalter geben. Die Zahl der Personen im Alter ab 67 Jahren wird zwischen 2020 und 2035 um 22 % von 16 Millionen auf voraussichtlich mindestens 20 Millionen steigen, hat das Statistische Bundesamt berechnet. Auf 100 Menschen zwischen 20 und 66 Jahren würden dann 41 bis 43 Menschen im Rentenalter kommen. 

Die Entwicklung der Altersstruktur hat im wesentlichen zwei Gründe: Die Lebenserwartung steigt, während Menschen im Laufe ihres Lebens tendenziell weniger Kinder kriegen. 

Wie sich die statistische Lebenserwartung verändert, zeigen sogenannte Generationssterbetafeln. Sie beziehen künftige Veränderungen der Sterbewahrscheinlichkeit etwa durch verbesserte Lebensbedingungen und medizinischen Fortschritt ein.

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Gesellschaftliche Perspektive

Generationenvertrag stößt an seine Grenzen Link kopieren

Die gesetzliche Rente in Deutschland wird im Wesentlichen aus den Beiträgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finanziert, hinzu kommen Steuerzuschüsse. Renten werden aus den laufenden Einnahmen finanziert, einen dauerhaften Kapitalstock baut die Rentenkasse nicht auf. Die alternde Bevölkerung bringt dieses System allmählich in Schieflage: Je weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter in die Rentenkasse einzahlen, desto schwieriger wird es, die Renten der tendenziell wachsenden Bevölkerungsgruppe im Rentenalter zu bezahlen. Zwar gibt es verschiedene Stellschrauben, mit denen das System wieder stabilisert werden könnte. Zur Entlastung der jüngeren Generation könnte das Rentenalter heraufgesetzt werden, auch ein langsamerer Anstieg der Rentenhöhe wäre eine Möglichkeit. Beide Optionen dürften aber nur schwer durchsetzbar sein. Entlastung könnte auch die forcierte Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland bringen – allerdings müssten diese schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Zudem werden auch diese Arbeitskräfte später eine Rente bekommen, die finanziert werden will.

Politische Perspektive

Grenzen des Umlageverfahrens Link kopieren

Das Rentensystem zukunftsfest und generationengerecht aufzustellen, ist eine wichtige politische Aufgabe. Dafür müssen im Rahmen einer Reform dringend Lösungen gefunden werden. Der Koalitionsvertrag von SPD und CDU/CSU sieht mit der Fixierung des Rentenniveaus auf 48 Prozent bis 2031 hingegen eine Maßnahme vor, die die jüngere Generation zusätzlich belastet. Die geplante Einführung einer Kenngröße, die das Gesamtversorgungsniveau über alle drei Säulen wiedergeben soll, wird noch sichtbarer machen, wie wichtig Zusatzvorsorge ist. 

Der demografische Wandel ist nicht nur für das Rentensystem und den Arbeitsmarkt insgesamt eine Herausforderung. Die Politik muss zudem darauf reagieren, dass die Bevölkerung in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich stark von der Entwicklung betroffen ist. Während in den Metropolen der allgemeine Zuzug weiterhin für einen wachsenden Bedarf an Wohnungen, Schul- und Kindergartenplätzen und auch Verkehrsinfrastruktur sorgt, ist das in einer ländlichen Region mit einer oft überdurchschnittlich alten Bevölkerung anders. Hier sind andere Ressourcen knapp, beispielsweise in der medizinischen Versorgung.   

Branchen-Perspektive

Chancen und Risiken ausbalancieren Link kopieren

Der demografische Wandel und die zunehmende Belastung der gesetzlichen Rente erhöht die Relevanz der Zusatzvorsorge. Es braucht eine Reform der privaten Altersvorsorge, die die Wünsche der Menschen berücksichtigt. Das heißt vor allem, dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Deutschen gerecht zu werden. Ein völliger Verzicht auf Beitragsgarantieren würde dem entgegenstehen. Gleichzeitig muss die gesetzlich geforderte 100-prozentige Beitragsgarantie flexibler werden. Ein Garantie-Niveau von 80 Prozent wäre aus Sicht der Versicherer ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Rendite. Es erlaubt höhere Erträge als bisher, schützt die Sparer gleichzeitig aber vor hohen Verlusten. Auch in der Auszahlphase kann ein moderates Absenken der Garantien zu deutlich höheren Renditechancen führen. Privatwirtschaftliche Standardprodukte ohne komplizierte Wahlmöglichkeiten, die einfach beziehungsweise voll digital zu beraten sind und entsprechend kostengünstiger angeboten werden können, sollten Teil einer Reform sein. Den Staat braucht es als Anbieter dafür nicht. Die geförderte Zusatzvorsorge muss gezielt bei den Menschen ankommen, die sie am dringendsten brauchen.  Das sind insbesondere Menschen mit geringen Einkommen, Familien und Alleinerziehende. 

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