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Dossier Klimafolgenanpassung

Dossier: Klimafolgenanpassung und Prävention

Die Folgen des Klimawandels sind längst unmittelbar vor unserer Haustür spürbar. Eine deutlich wärmere Welt verlangt Anpassungen auf verschiedensten Ebenen, um Schäden gering zu halten oder ganz zu vermeiden. Dieses Dossier versammelt Daten und Standpunkte der Versicherungswirtschaft, wie sich den teils dramatischen Auswirkungen der Klimakrise begegnen lässt.

13.08.2024
Wissenschaftliche Perspektive

Wir befinden uns auf einem +3 °C-Pfad Link kopieren

Der aktuelle IPCC -Sachstandsbericht (PDF) erwartet für das Jahr 2100 eine Erderwärmung zwischen 1,5 und 5 Grad Celsius. Die Folgen des Klimawandels sind längst auch in Europa und in Deutschland spürbar. Starkregen, Überschwemmungen, Sturm, Hagel, Hitze und Dürre treten immer häufiger auf und hinterlassen verheerende Spuren. Extreme Wetterereignisse kosteten die deutsche Volkswirtschaft zwischen 2018 und 2021 über 80 Milliarden Euro.

Schlimmere Auswirkungen ließen sich verhindern, wenn mittels Klimaschutz die Erderwärmung deutlich unter dem 2-Grad-Ziel des Pariser Klimagipfels gehalten wird. Ob dies tatsächlich erreicht werden kann, ist fraglich. Derzeit befinden wir uns auf einem +3 °C-Pfad. Umso wichtiger ist es, dem Klimaschutz und der Klimafolgenanpassung, Prävention und Aufklärung höchste Priorität einzuräumen – und nicht zuletzt auch dem Versicherungsschutz. Ohne Klimaschutz und Klimaanpassung entsteht eine Spirale aus steigenden Schäden an Immobilien und Hausrat und steigenden Versicherungsprämien. Neben dem Schutz von Sachwerten muss Klimafolgenanpassung vor allem dem Schutz der Menschen und ihres Lebensraums dienen.
 

Politische Perspektive

Was Bund und Länder jetzt umsetzen sollten Link kopieren

Frequenz und Intensität von Naturkatstrophen nehmen durch den Klimawandel zu. Klimafolgenanpassung ist daher keine abstrakte Aufgabe internationaler Konferenzen mehr. Wenn wir Menschenleben retten, Existenzen schützen und Sachwerte bewahren wollen, muss unser Land hier und jetzt neue Wege gehen.

Die deutsche Versicherungswirtschaft sieht daher die Bundesregierung und die Landesregierungen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich in der Verantwortung, schnellstmöglich richtungsweisende Vorhaben zur Klimafolgenanpassung zu beschließen und verbindlich auf den Weg zu bringen. Hierzu gehören unter anderem

  • die Verankerung der Anpassung an den Klimawandel im Bauordnungsrecht als eine allgemeine Anforderung und damit als Schutzziel,
  • der Erlass klarer Bauverbote in Überschwemmungsgebieten,
  • die Einrichtung und der Betrieb eines bundesweiten Naturgefahrenportals,
  • die verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigung sowie
  • die Einführung eines nationalen Managementsystems für klimawandelbedingte Risiken mit einem systematischen Schadenmonitoring und einem regelmäßigen Planungsrat und Risikodialog nach Schweizer Vorbild (www.planat.ch).

Zudem fordert der GDV, dass die bereits vorhandenen Gebäude in Risikogebieten besonders gegen Überschwemmungen geschützt werden können. Für den technischen Hochwasserschutz durch die öffentliche Hand gibt es klare Regelwerke – diese müssen jedoch in der Praxis konsequent angewendet werden. Außerdem müssen Bund, Länder und Kommunen Präventionsmaßnahmen vorantreiben und hinreichend finanzieren. 

Die Städte und Gemeinden sind gleichermaßen gefordert, indem sie für Risikogebiete Hochwasserrisikokarten ausweisen sowie Hochwasserrisikomanagementpläne entwickeln und umsetzen müssen. Karten und Managementpläne liefern detaillierte Informationen zur Gefährdung durch Hochwasser und damit wichtige Informationen für Immobilienbesitzer.
 

Branchen-Perspektive

Gesamtkonzept aus Klimafolgenanpassung, Prävention und Versicherungsschutz Link kopieren

Die Versicherungswirtschaft setzt sich für ein Gesamtkonzept aus Prävention, Klimafolgenanpassung und Versicherung ein. Die Anpassung an eine veränderte Welt und die Vermeidung von Schäden sind Dreh- und Angelpunkt, damit Schäden durch Naturkatastrophen und damit Versicherungsprämien finanziell nicht aus dem Ruder laufen. 

Versicherungswirtschaft und Politik eint das Ziel, das Potential der Elementardeckung in der privaten Wohngebäudeversicherung vollumfänglich auszuschöpfen. Zahlungen des Staates an unversicherte Hauseigentümer/-innen, die sich hätten versichern können, sind keine volkswirtschaftlich nachhaltige Lösung. Die deutschen Versicherer werden die Klimafolgenanpassung daher durch Prävention und den notwendigen Versicherungsschutz flankieren.

Schon jetzt bieten sie obligatorisch Wohngebäudeversicherung mit Elementarschutz an.  Dieser Elementarschutz muss vom Kunden aktiv abgewählt werden, wenn dieser sich nicht gegen weitere Naturgefahren wie Überschwemmung durch Hochwasser oder Starkregen versichern will. Bestandskunden und -kundinnen, die bereits eine Wohngebäudeversicherung haben, aber nicht über den Elementarschutz verfügen, können ihren Versicherungsschutz entsprechend erweitern.

Politisch stand zuletzt eine einmalige Angebotspflicht zur Debatte. Dieser Vorschlag ist aus Sicht der Versicherer besser als eine alleinige Pflichtversicherung gegen Elementarschäden oder das teilstaatliche französische Naturgefahren-System. Die einmalige Angebotspflicht bleibt in einer richtigen Versicherungslogik, insbesondere der risikobasierten Berechnung der Versicherungsprämien. Positiv ist daran auch, dass die Kundinnen und Kunden selbst wählen können, ob sie das Angebot annehmen möchten oder nicht. Eine hohe finanzielle Belastung der Hausbesitzer lässt sich etwa durch Selbstbehalte im Schadensfall abfedern.

Verbraucher-Perspektive

Wie schütze ich mein Zuhause? Link kopieren

Schwere Unwetter wie etwa Hochwasser und Überschwemmungen führen uns immer wieder vor Augen, wie schnell Eigentum zerstört und Existenzen vernichtet werden können. Um sich auf die teils verheerenden Folgen des Klimawandels einzustellen, sind Prävention, Information und umfassender Versicherungsschutz gegen alle Naturgefahren notwendig.

Bislang fehlt jedoch ein bundesweites Naturgefahrenportal, dass diese Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger bereitstellt. Viele Hausbesitzer/-innen sind sich der Gefahren durch Wetterextreme nicht bewusst. Sie unterschätzen, dass Starkregen und Überschwemmungen existenzbedrohend sein können, beispielsweise das eigene Haus zerstören kann. Immobilienbesitzer/-innen und Mieter/-innen sollten deshalb ihr individuelles Risiko prüfen, wie sehr sie von Starkregen und anderen Naturgefahren betroffen sein können.

Für mehr Information und Aufklärung haben die deutschen Versicherer den Hochwasser-Check entwickelt. Dort erfahren Verbraucher/-innen adressgenau, wie stark das eigene Gebäude durch Flusshochwasser und Starkregen gefährdet ist.

Immobilienbesitzer/-innen können präventiv handeln, indem sie ihr Zuhause durch bauliche Maßnahmen gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Starkregen schützen. Wer neu baut, sollte je nach Gefährdung seines Gebäudes die Schutzmaßnahmen gegen mögliche Überschwemmung direkt mit einplanen. Aber auch bereits bestehende Gebäude können nachträglich gegen Folgen von Starkregen und Hochwasser geschützt werden, etwa durch den Einbau einer Rückstauklappe, Aufkantungen an Kellertreppen oder durch Abdichten von Fenstern und Türen.

Daten-Perspektive

Naturgefahren kennen und handeln Link kopieren

Voraussetzung für eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind umfassende Informationen zu Naturgefahren: wie wirken sie, wo treten sie auf und welche Schäden verursachen sie?  Bereits 2011 hat der GDV in Zusammenarbeit mit führenden Klimaforschern/-innen die wetterbedingten Schäden der letzten Jahrzehnte mit unterschiedlichen Klimamodellen verknüpft und daraus konkrete Schadenszenarien für die Zukunft abgeleitet. Die wichtigste Erkenntnis: Wetterextreme treten in Deutschland künftig immer öfter auf. Darüber hinaus hat der GDV verschiedene Wetterphänomene untersucht, beispielsweise Starkregen: wo tritt er mit welcher Wahrscheinlichkeit und welcher Intensität auf und welche Schäden verursacht er? Das Ergebnis: Kurze Starkregen verursachen die meisten Schäden und sie können überall in Deutschland auftreten.

Schäden durch Naturgefahren 1973-2023

Die Langzeitbilanz der Versicherer zeigt die Schäden durch Sturm, Hagel, Hochwasser und Starkregen. Die verheerende Sturzflut im Ahrtal 2021 war die bislang folgenschwerste Naturkatastrophe in Deutschland.

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Wie viele Gebäude sind gegen Hochwasser und Starkregen versichert?

Der Anstieg der Versicherungsdichte weitere Naturgefahren (Elementar) ist zwar deutschlandweit zu beobachten, jedoch ist das Niveau in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. In Baden-Württemberg liegt die Versicherungsdichte bei Wohngebäude historisch bedingt bei 94 Prozent. Bis zum Jahr 1993 bestand hier eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. Ansonsten wurde 2023 bei Wohngebäuden in Nordrhein-Westfalen, in Thüringen, in Hessen, in Sachsen und erstmals in Sachsen-Anhalt die 50-Prozent-Marke übertroffen. 

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Welcher Landkreise sind besonders von Starkregen betroffen?

Die Karten zeigen die durchschnittliche jährliche Schadenhäufigkeit für Starkregen in der Wohngebäudeversicherung für Starkregen seit 2002 je Kreis. Mit dem gemeldeten Versicherungsort kann die regionale Verteilung erstellt werden. Dabei ergeben sich die verwendeten Farbstufen durch die Einteilung der Schadenhäufigkeit in Intervalle.  

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Was ist ZÜRS Geo?

ZÜRS Geo hilft den Versicherern bei der Beantwortung der Frage, welches Gebäude in welchem Ausmaß hochwassergefährdet ist. Diese Information hilft Ihnen bei der Kalkulation des Versicherungsbeitrags der Elementarschadenversicherung . In das System wurden insgesamt über 22 Millionen Adressen eingespeist.

Je nachdem wie hoch das Überschwemmungsrisiko ist, wird jede Adresse einer der vier Gefährdungsklassen zugeordnet: Aufbauend auf Studien zu Wetterextremen haben die Versicherer darüber hinaus drei Starkregengefährdungsklassen eingeführt. Damit kann das Risiko von Starkregenschäden für jedes Gebäude in Deutschland besser eingeschätzt werden. Abhängig von seiner Lage wird jedes Gebäude einer von drei Gefährdungsklassen zugeordnet. Denn: je tiefer ein Gebäude liegt, je länger das Wasser darin steht, desto höher ist der Schaden.


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