Zur Suche
Nachhaltigkeit

Zum Schutz der Weltmeere: Versicherer wollen Plastik-Pellets als Gefahrgut einstufen lassen

Die deutschen Transportversicherer gehen gegen die Verschmutzung der Meere mit Plastik vor. Sie wollen erreichen, dass Kunststoff-Pellets künftig weltweit als Gefahrgut deklariert werden, wenn sie auf dem Seeweg transportiert werden.

Lesedauer
© Yura Arcurs / GettyImages

Jährlich werden Millionen Tonnen Plastik-Pellets in Containern über die Weltmeere gefahren.

„Als Gefahrgut würde das Plastik für den Seetransport besser verpackt, zudem würden entsprechende Container unter Deck verstaut. Das minimiert das Risiko eines Ladungsverlustes“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). 

Pellets sind der Grundstoff der meisten Kunststoff-Produkte, jährlich werden Millionen Tonnen auf dem Seeweg transportiert. Dabei gehen immer wieder mit Pellets beladene Container über Bord, allein in europäischen Gewässern wird der jährliche Verlust auf mehr als 200 Tonnen geschätzt. Eine Einstufung der Pellets als Gefahrgut hätte neben der sicheren Verladung einen weiteren Vorteil: Die zuständigen Behörden müssten über jeden Verlust informiert werden und könnten betroffene Küstenabschnitte schneller identifizieren. „Bei einem Ladungsverlust müssen Strände so schnell wie möglich von den Pellets gereinigt werden. Die Kosten dafür übernehmen zwar die Schiffsversicherer – aber das eigentliche Problem ist vielmehr, die kleinen Teile überhaupt zu finden“, so Asmussen.

Umgesetzt werden kann der Vorschlag nur auf internationaler Ebene: Ob eine Ladung im Schiffsverkehr als gefährlich gilt, richtet sich nach dem IMDG-Code (International Maritime Dangerous Goods Code). Eine Aufnahme der Plastik-Pellets in den Code muss von der International Maritime Organisation (IMO) beschlossen werden, die zu den Vereinten Nationen gehört. Der GDV habe seine Forderung über den Weltverband der Transportversicherer bei der IMO eingebracht, betont Asmussen.  Der GDV werde die zuständigen IMO-Gremien auch dabei unterstützen, die notwendigen Verpackungs- und Verladungsvorschriften zu entwickeln.

Von ihrem Vorstoß erhoffen sich die Versicherer einen wirksamen Effekt für den Umweltschutz: „Über Bord gegangene Pellets können langfristig große Umweltschäden anrichten und bedrohen die Biodiversität betroffener Küstengebiete“, so Asmussen. Denn Tiere halten die winzigen Teilchen oft für Nahrung und verenden schließlich daran.

Plastik über Bord!

Die meisten Fälle bleiben unbekannt, doch der Verlust von Plastik-Pellets gerät immer wieder in die Schlagzeilen:

Februar 2020: Die von Rotterdam nach Tananger (Norwegen) fahrende MV Trans Carrier verliert nach einem Sturm zehn Tonnen Pellets durch ein Loch im Container an Bord. In der Folge verschmutzen die Pellets die deutsche Bucht und den Oslofjord.

August 2020: In New Orleans löst sich die CMA CGM Bianca während eines Unwetters vom Kai. Ein 40-Fuß-Container mit 25 Tonnen Kunstharzgranulat fällt vom Schiff in den Mississippi.

Oktober 2020: Bei Kapstadt werden große Mengen Plastik-Pellets an der Küste entdeckt. Die Umweltmanager der Stadt gehen davon aus, dass sie wahrscheinlich von einem auf See verlorenen Container stammen.

Mai 2021: Die X-Press Pearl fängt Feuer und sinkt vor der Küste Sri Lankas. Alle Container gehen  verloren oder werden beschädigt. Mehrere zerbrochene Container enthalten Kunststoff-Pellets, die daraufhin die nahe gelegenen Strände bedecken.