568,5 Millionen Euro Starkregen-Schaden in Baden-Württemberg - Mannheim am häufigsten betroffen
Extreme Regenfälle haben zwischen 2002 und 2017 knapp 103.200 Schäden an Wohngebäuden in Baden-Württemberg verursacht. Am häufigsten waren Bewohner in Mannheim betroffen.
Dort hatten im Schnitt 114,0 von 1.000 Wohngebäuden einen Schaden durch besonders starke Regenfälle. Die Beseitigung der Folgen kostete betroffene Hausbesitzer durchschnittlich 3.237 Euro. Das sind Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojekts des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Insgesamt 1.077 kurze und heftige Starkregenfälle verursachten in Baden-Württemberg 568,5 Millionen Euro Schaden. Auch in Biberach (89,8/1.000 Betroffene) und in Freiburg (87,0/1.000 Betroffene) sorgten die heftigen Niederschläge für viele vollgelaufene Keller, unterspülte Fundamente und durchnässte Wände.
Heftige kurze Niederschläge führen häufig zu Schäden
Auch wenn der Regen die Bewohner der Landkreise in den vergangenen 16 Jahren unterschiedlich heftig traf: „Unsere Untersuchung zeigt, dass jeder Ort in Deutschland quasi gleich stark von solch gefährlichen Regenmengen bedroht ist“, sagt Andreas Becker vom DWD. „Gegenden, die im Untersuchungszeitraum nur wenige Schäden durch Starkregen erlebten, haben bislang schlicht Glück gehabt.“
Im Gegensatz zum Dauerregen (über zwölf Stunden) gibt es bei den kurzen, heftigen Regengüssen (bis zu neun Stunden) eine eher gleichmäßige Verteilung über ganz Deutschland. Das gemeinsame vierjährige Forschungsprojekt, das erstmals Starkregen- und Schadendaten systematisch untersucht hat, zeigt: Gerade diese kurzen, heftigen Niederschläge verursachen besonders viele Schäden.
Landkreis | Betroffene | Schadendurchschnitt | Starkregenereignisse |
Mannheim | 114,0 | 3.327 € | 15 |
Biberach | 89,8 | 8.093 € | 89 |
Freiburg | 87,0 | 3.247 € | 6 |
Tübingen | 71,0 | 4.428 € | 39 |
Heilbronn | 68,3 | 5.722 € | 37 |
Jeder zweite Hausbesitzer in Deutschland nicht versichert
In Baden-Württemberg sind 94 Prozent der Wohngebäude versichert. Das hat historische Gründe: Bis zum Jahr 1993 bestand hier eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. Doch nur 43 Prozent der Hausbesitzer in Deutschland haben eine Elementarschadenversicherung und sind somit gegen die Folgen extremer Regenfälle geschützt. Deutschlandweit sorgte Starkregen in 16 Jahren für 6,7 Milliarden Euro Schaden. „So gut wie jedes Haus ist gegen Sturm und Hagel abgesichert, doch den Schutz gegen extreme Regenfälle haben viele Hausbesitzer bislang vernachlässigt“, sagt Oliver Hauner, GDV-Naturgefahrenexperte. Dabei können die heftigen Regenfälle Häuser bis zur Unbewohnbarkeit beschädigen. Der teuerste Einzelschaden an einem Einfamilienhaus in Baden-Württemberg: 600.000 Euro.
Starkregensicherer Wohnraum
Vor diesem Hintergrund fordert der Baukonstruktionsforscher Thomas Naumann eine größere Unterstützung von Gebäudeeigentümern und kleineren Kommunen, um diese besser auf Starkregen vorbereiten zu können. „Starkregen kommt fast ohne Vorwarnzeit, deshalb müssen Kommunen und Gebäudebesitzer diese Ereignisse vordenken und vorplanen.“ Gerade kleine Kommunen hätten bislang kaum Ressourcen, sich ein genaues Bild über die Gefahrenpunkte bei Regenmassen zu machen, ihre Bürger gut zu informieren und dementsprechend besser vorzusorgen, sagt der Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.