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Gesellschaft

GDV-Vertriebskonferenz #Connect24: Mehr als ein „Reförmchen“

Auf der GDV-Vertriebskonferenz #Connect24 diskutieren junge Menschen aus der Politik über die Alterssicherung. Dabei wird deutlich: Das Vertrauen in die Rente ist angeknackst. Die Jugend fordert tiefgreifendere Veränderungen.

Karsten Röbisch (© Christian Kruppa / GDV)
Karsten Röbisch
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© GDV / Christian Kruppa

Axa-Vorstand Thilo Schumacher (2.v.r.) diskutiert mit Franziska Brandmann (l.) von den Jungliberalen, Jusos-Chef Philipp Türmer (2.v.l.) und Franziska Lammert (r.) von der Jungen Union.

Wenn die Jugend im Bundestag die Mehrheit hätte, dann sähen wohl manche Gesetze anders aus. Für die Rentenpolitik lässt sich das ziemlich sicher sagen. Denn das, was die Bundesregierung mit dem Rentenpaket II aktuell an Änderungen plant, sorgt für Verdruss bei vielen jungen Menschen. „Das Rentenpaket II ist keine Reform, die wir brauchen“, sagte Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, auf der Vertriebskonferenz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Mittwoch in Berlin.

Mit ihrer Meinung steht Brandmann nicht allein: „Was die sozialen Sicherungssysteme angeht, haben wir ein bisschen versagt“, sagte auch Franziska Lammert, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union. Wobei sie das „wir“ eben nicht auf die Menschen ihres Alters bezieht, sondern die Politik insgesamt, die – in wechselnden Bündnissen – in der Vergangenheit den Sicherungssystemen immer mehr Belastungen aufgebürdet hat. Daran habe auch die Union mit ihrer Zustimmung zu Mütterrente und der Rente mit 63 ihren Anteil, wie Lammert einräumte.

Ehrlichere Debatte über die Rente

Philipp Türmer, Bundesvorsitzender der Jungsozialisten (Jusos) – der Nachwuchsorganisation der SPD –, mochte die Kritik am Rentenpaket II indes nicht teilen. Damit werde das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent stabilisiert. Dies gebe auch den Jüngeren die Sicherheit, dass sie eine auskömmliche Rente erwarten können. Diese bleibe die wichtigste, für manche gar die einzige Form der Altersabsicherung. „Die Lebensrealität vieler Menschen gibt es nicht her, dass sie sich Gedanken machen, wie sie ihr Geld anlegen“, sagte Türmer.

Das Vertrauen vieler Jugendlicher in die gesetzliche Rente scheint dennoch nicht mehr so groß. Lammert von der Jungen Union sprach gar von Jugendlichen, die angesichts der geringen Aussichten darüber sinnierten, ins Ausland zu gehen. Es brauche daher mehr als ein „Reförmchen“: „Wie passen wir beispielsweise das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung an“, fragte Lammert. Es könne nicht sein, dass Akademiker, die erst mit 30 anfingen zu arbeiten, schon mit 63 in Rente gehen wollten. Brandmann von den Jungliberalen pflichtete ihr bei: „Wir müssten viel ehrlicher über die Rente sprechen. Und auch viel ehrlicher über die private Altersvorsorge.“

Versicherer als Teil der Lösung

All dies sind Fragen, auf die auch die Versicherungswirtschaft eine Menge Antworten geben könnte. „Wir können ein Teil der Lösung sein“, betonte Thilo Schumacher, Vorstand des Axa Konzerns und neuer Vorsitzender des GDV-Vertriebsausschuss. Das gelte nicht nur für die Absicherung von Hab und Gut, sondern eben auch für die private Altersvorsorge. „Das ist ein Riesenthema“, betonte er.

Es ist zugleich ein Thema, das stark von der Politik beeinflusst wird. „Die Rahmenbedingungen verändern sich sehr stark“, sagte Gerhard Müller, Chef der Sparkassenversicherung Sachsen. Neben der Reform der gesetzlichen Rente stehen auch die betriebliche und private Altersvorsorge unter Änderungsvorbehalt. Diese will die Bundesregierung ebenfalls noch in dieser Legislaturperiode reformieren. Dazu kommen auf europäischer Ebene neue Initiativen: Die Reform des pan-europäischen Altersvorsorgeprodukts (PEPP), das in der Praxis bislang überhaupt keine Rolle spielt, zählt ebenso dazu wie ein neues europäisches Sparprodukt. Und auf die Versicherer wartet noch die Überarbeitung der Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD. „Es wird eine Neudefinition geben, was Versicherungsvertrieb ist“, prophezeite Müller.

Für Veränderungen sorgt aber nicht allein die Politik. Das tun auch die Kunden mit ihren wechselnden Ansprüchen und ihrem veränderten Einkaufsverhalten: „Mein Eindruck von meiner Generation ist, dass man nicht mehr klassisch zum Versicherungsvertreter geht, sondern sich das online selbst erschließt“, sagte Jusos-Chef Türmer. Heißt: Wenn die heutige Jugend dereinst die Mehrheit der Kundschaft bildet, dann sieht wohl auch deshalb der Versicherungsvertrieb ganz anders aus.

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