Bundeskabinett beschließt Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt
Das Bundeskabinett hat Ende Dezember 2024 die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS 2030) beschlossen. Die Strategie gliedert sich in 21 Handlungsfelder mit insgesamt 64 Zielen und definiert rund 250 Maßnahmen.
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Nach dem Motto „wer schreibt, der bleibt“ hat das Bundeskabinett im Dezember die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS 2030) beschlossen. Ein zentrales Ziel der NBS 2030 ist es, auf 20 Prozent aller Land- und Meeresflächen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur umzusetzen. Wälder, Moore und Auen stehen dabei besonders im Fokus, da sie eine Schlüsselrolle für den Klima-, Natur- und Hochwasserschutz spielen.
Die NBS 2030 ist ein wesentlicher Baustein zur Erfüllung der internationalen Verpflichtungen Deutschlands im Rahmen des globalen Biodiversitätsabkommens von Kunming-Montreal. Gleichzeitig unterstützt sie die Umsetzung europäischer Vorgaben, wie der EU-Naturschutzverordnung und der EU-Biodiversitätsstrategie 2030.
21 Handlungsfelder und rund 250 Maßnahmen
Die Strategie gliedert sich in 21 Handlungsfelder mit insgesamt 64 Zielen. Dazu zählen Themenbereiche wie Wälder, Agrarlandschaften, Binnengewässer, Küsten, Auen, Moore, Hochgebirge, Städte und Siedlungen. Um die Ziele zu erreichen, hat die Bundesregierung einen Aktionsplan mit rund 250 Maßnahmen entwickelt, die bis 2027 umgesetzt werden sollen. Anschließend ist eine Zwischenbilanz geplant, auf deren Grundlage die Bundesregierung einen zweiten Aktionsplan bis 2030 erstellen soll.
Synergien von Klima- und Naturschutz nutzen
Die Strategie betont die enge Verflechtung von Klima- und Naturschutz. Dazu gehören die Vernetzung von Schutzgebieten zur Stärkung der Biodiversität, resiliente Landnutzungsformen und die Wiederherstellung von Ökosystemleistungen, um den Folgen des Klimawandels besser standhalten zu können. Beispiele für Synergien von Klima- und Naturschutz gibt es im Handlungsfeld Binnengewässer und Auen. Bis 2030 soll die biologische Vielfalt und die Landschaftsqualität in diesen Gebieten spürbar zunehmen. Gleichzeitig sollen Fließgewässer über 10 Prozent mehr natürliche Überflutungsräume verfügen. Dazu sind Maßnahmen vorgesehen, wie die Rückverlegung von Deichen, die Wiederanbindung von Fluss-Altarmen und die Wiederbegründung von Auenwäldern.
Energiewende naturverträglich gestalten
Ein weiteres Handlungsfeld ist der Ausbau der erneuerbaren Energien, der naturverträglich gestaltet werden soll. Beispielsweise sollen Photovoltaik-Freiflächenanlagen bevorzugt auf versiegelten oder vorbelasteten Flächen errichtet werden. Komplementäre Landnutzung, wie beispielsweise bei Agri-Photovoltaik, sollen den Flächenverbrauch minimieren. Hier werden Flächen sowohl für die Energieerzeugung als auch für die Landwirtschaft genutzt werden. Darüber hinaus steht ein effizienterer Umgang mit Energie im Vordergrund, um Ressourcen zu schonen und langfristig Flächen für Naturschutz und Landwirtschaft zu sichern. Dazu gehört beispielsweise die Prüfung konkreter Maßnahmen zur Förderung flächeneffizienter EE-Erzeugungsanlagen.
Integration von Biodiversität in Entscheidungsprozesse
Die Anpassung der Wirtschaftsweise und die Sensibilisierung von Marktakteuren sind aus Sicht der NBS 2030 entscheidend, um den Erhalt der Biodiversität mit ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen zu vereinen. Beispielsweise sollen Unternehmen Biodiversitätsaspekte in ihren Strategien und Wertschöpfungsketten berücksichtigen. Auch die öffentliche Beschaffung soll stärker nachhaltige Kriterien integrieren.
Weitere Maßnahmen der NBS 2030 sind:
- Prüfung und transparente Darstellung umwelt- und klimaschädlicher Subventionen
- Erarbeitung eines Nationalen Naturschutzsystems in Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen
- Entwicklung eines Monitorings der Bodenbiodiversität
- Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen
- Anpassung der Wälder an den Klimawandel
NBS 2030 ist der Ausgangspunkt für die zukünftige Bundesregierung
Die NBS 2030 ist der Ausgangspunkt für die künftige Bundesregierung und schafft die Grundlage für die Einhaltung internationaler Vereinbarungen und europäischer Vorgaben. Umweltverbände begrüßen die Strategie grundsätzlich, kritisieren jedoch das Fehlen wirksamer Instrumente zur Durchsetzung der Ziele. Langfristig sind eine intakte Umwelt und eine Begrenzung der Klimaerwärmung auch wichtige Voraussetzungen für die wirtschaftliche Prosperität.