EU-Wettbewerbskompass: Versicherer fordern bessere Investitionsbedingungen und weniger Berichtspflichten
Der GDV spricht sich im Kontext des EU-Wettbewerbskompasses für gezielte Schritte zur Realisierung der Savings- und Investmentunion sowie zur Reduzierung von Berichtspflichten aus.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bewertet den Wettbewerbskompass der EU-Kommission als wichtiges Arbeitsprogramm zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Im Rahmen dieses Programms fordert der GDV konkrete Schritte, um die Savings- und Investmentunion voranzubringen und Berichtspflichten zu reduzieren.
„Die EU ist Heimat führender Versicherer. Um diese Spitzenposition zu halten, brauchen wir attraktivere Investitionsbedingungen und weniger Berichtspflichten“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Stärkere Gläubigerrechte fördern Investitionsumfeld
Asmussen macht deutlich, dass die Versicherer als bedeutende Kapitalanleger wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit der EU beitragen. „Allerdings sind die 27 unterschiedlichen nationalen Insolvenzregeln ein Labyrinth für Investoren.“ Deshalb sollten der Gläubigerschutz verbessert und Hindernisse für grenzüberschreitende Investitionen abgebaut werden. Die Verbesserungen sollten dabei nicht allein auf Start-ups abzielen, sondern für alle Unternehmen und Investitionsprojekte anwendbar sein.
Erste Details zur Savings- und Investmentunion sollen noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Die Versicherer fordern, dass dem Vorhaben konkrete Maßnahmen folgen müssen. „Wir brauchen stärkere Befugnisse für Insolvenzverwalter und einheitliche Gläubigerrechte in der EU“, so Asmussen. Nur so könne ein verlässlicher Investitionsrahmen geschaffen werden.
Berichtsvorgaben effizienter gestalten
Der Wettbewerbskompass adressiert auch das für Ende Februar erwartete Omnibus Simplification Package, das die Nachhaltigkeitsberichterstattung konsolidieren soll. Der Verband kritisiert, dass die wachsende Komplexität die Aussagekraft der Berichte für Investoren schmälert.
„Berichtspflichten sollten sich auf das Wesentliche konzentrieren – auf Daten, die echten Mehrwert schaffen“, so Asmussen. Ein Kurswechsel könne durch ein stärkeres Mandat der Europäischen Beratungsgruppe zur Rechnungslegung (EFRAG) erreicht werden. „EFRAG sollte bestehende Regelwerke verschlanken, statt weiter neue Anforderungen zu schaffen“, betont Asmussen.
Über den EU-Wettbewerbskompass
Der EU-Wettbewerbskompass basiert auf den Berichten der Ökonomen und früheren italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta und Mario Draghi zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Er ist die erste große Initiative der neuen EU-Legislaturperiode. Der Kompass hebt zentrale Herausforderungen hervor, wie die Innovationslücke im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen, die Entwicklung eines Fahrplans zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, die Dringlichkeit der Dekarbonisierung und die Bedeutung verstärkter Sicherheitsmaßnahmen. Er dient als Leitfaden für die politische Arbeit der EU-Kommission der nächsten fünf Jahre.