Chancen und Herausforderungen von Open Finance

Gesetzesvorschlag strebt an, Innovationen im Finanzsektor zu fördern, indem er den Zugriff auf Kundeninformationen mit ihrer Zustimmung regelt. Dies ermöglicht Finanzinstituten und Dritten einen umfassenden Überblick über das Finanzprofil eines Kunden. Trotz des großen Potenzials birgt der Gesetzesvorschlag auch Hürden. Das Webinar der #GDVlive-Serie schaffte ein Verständnis der Vor- und Nachteile von FiDA und ging anhand verschiedener Perspektiven auf die Interessen der Beteiligten ein.

Industriezentrierter Ansatz

Wenn es um regulatorische Anforderungen geht, sind Einblicke von Personen, die an der Gestaltung des Rechtsrahmens beteiligt waren, besonders wertvoll. Jan Ceyssens, Leiter des Referats Digitale Finanzen bei der Europäischen Kommission, betonte zunächst die wachsende Bedeutung von Daten in unserer digitalen Gesellschaft. Um eine effektive Datenwirtschaft zu etablieren, sind sowohl ein umfassendes Rahmenwerk als auch sektorenspezifische Regelungen erforderlich, die letztendlich ineinandergreifen sollen. Neben detaillierten Gesetzgebungen für die Nutzung von Gesundheits- oder Verkehrsdaten soll FiDA das erforderliche Regelwerk für die Verwendung von Finanzdaten schaffen. Dabei ist die Rolle der Finanzwirtschaft und die Innovationskraft bei der Entwicklung eigener Use Cases besonders wichtig. „Wir möchten den Spielraum nicht zu stark einschränken, weshalb die Wirtschaft voraussichtlich zu 95 % die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten bestimmen wird“, so Ceyssens. Dies soll ein Umfeld schaffen, in dem Dateninhaber und Datennutzer gleichermaßen von der beidseitigen Nutzung der Daten profitieren werden.

Infrastruktur als Schlüssel zum Erfolg

Dänemark verfügt bereits seit einiger Zeit über ein Dashboard, das die freiwillige Datenfreigabe durch Kunden an die Industrie ermöglicht. Jens Gammelmark, Entwicklungsdirektor des größten dänischen Lebensversicherers PFA, teilte während des Webinars seine Erfahrungen mit diesem Tool. Durch einen kontinuierlich verfügbaren Online-Service werden Informationen zu Rentenansprüchen aus allen drei Säulen der Altersversorgung bereitgestellt. Das Dashboard bietet nicht nur den Kunden einen guten Überblick über ihre Finanzdaten, sondern ist auch ein effizienter Hebel, um qualitativ hochwertige Beratungsdienstleistungen bereitzustellen. „Bis heute wurden etwa 1,25 Millionen Datentransfers zwischen Rentenversicherungsträgern und ca. 65.000 Übermittlungen außerhalb der Pensionskassen durchgeführt, was angesichts der Bevölkerungszahl Dänemarks beachtlich ist“, erklärte Gammelmark. Damit FiDA langfristig erfolgreich wird, muss vor allem der Bereich des geistigen Eigentums detaillierter geregelt werden. Es ist auch erforderlich, eine angemessene Kompensationsregelung zu finden, die die hohen Kosten für den Aufbau der IT-Infrastruktur berücksichtigt. „Insbesondere kleinere Unternehmen stehen vor erheblichen Herausforderungen, die sogar ihre Existenz bedrohen können“, betonte Gammelmark.

Balance aus Risiko, Kosten und Nutzen

Judith Storm, Leiterin der Koordinierungsstelle Digitalisierung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), betonte, dass eine überstürzte Einführung des Dashboards nicht den gewünschten Effekt erzielen würde. Anhand einer aktuellen GDV-Studie untermauerte sie die fehlende Bereitschaft zur Teilung von Finanzdaten. „Wir sehen, dass 56 % der befragten deutschen Haushalte auf keinen Fall bereit sind, ihre Daten mit Drittanbietern zu teilen“, so Storm. Vor diesem Hintergrund empfahl sie eine schrittweise Einführung, um die tatsächliche Wirkung zu evaluieren. „Die Balance zwischen Risiko, Kosten und Nutzen muss gewahrt bleiben“, betonte Storm weiter.

Das gesamte Webinar mit weiteren Positionen und Inhalten können Sie hier anschauen.