Eine aktuelle Studie des GDV zeigt, dass Schäden in der Vollkaskoversicherung – also bei Schäden, die an den versicherten Autos selbst entstehen – bei Elektroautos im Durchschnitt zwischen 30 und 35 Prozent höher sind als die Schäden vergleichbarer Verbrenner. Diese hohen Kosten haben im Wesentlichen vier Gründe:
1. Teure Antriebsbatterien
Ein Austausch der teuren Antriebsbatterien übersteigt schnell den Wiederbeschaffungswert des Autos und führt zu einem wirtschaftlichen Totalschaden – auch bei noch sehr jungen Autos. Trotzdem sind die Antriebsbatterien der Elektroautos teilweise konstruktiv nicht ausreichend geschützt und der Austausch oder die Reparatur defekter Antriebsbatterien oft schwierig.
2. Furcht vor Bränden
Als Folge einer unsicheren Gefährdungsbeurteilung werden Elektroautos nach Unfällen teilweise zur Sicherheit in Wassercontainer getaucht. Im schlechtesten Fall wird so aus einem reinen Blechschaden ein Totalschaden. Auch in Werkstätten herrscht oft Unsicherheit, ob und ab welchem Schadenumfang eine Prüfung der Batterie notwendig ist – daher werden verunfallte Elektroautos zur Sicherheit vielfach auf sehr teuren sogenannten Quarantäneplätzen zu lange abgestellt.
3. Lange Standzeiten
Elektroautos stehen deutlich länger in den Werkstätten als Verbrenner. Neben der Unsicherheit hinsichtlich der Brandgefahr und entsprechenden Verzögerungen bei der Reparatur sind auch die Ersatzbatterien nicht so schnell und einfach zu beschaffen. Unter dem Strich führen die langen Standzeiten nicht nur zu Kosten in den Werkstätten, sondern auch zu weiteren Kosten für einen Mietwagen oder den Nutzungsausfall.
4. Hohe Arbeitskosten
Den meisten Werkstätten fehlt für Arbeiten an Elektroautos noch Knowhow, freie Werkstätten wagen sich oftmals nicht an E-Autos heran. Experten für die Reparatur von Elektroautos können sich ihr Spezialwissen daher teuer bezahlen lassen. Dazu kommt, dass der Anteil der Elektro-Autos, die in Markenwerkstätten repariert werden, erheblich höher ist als bei Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb.
Forderungen an Hersteller, Werkstätten und Gutachter
Der GDV fordert daher die Hersteller auf,
- die Batterien schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle zu schützen;
den Werkstätten und Gutachtern Diagnosedaten zur Verfügung zu stellen, mit denen der Zustand der Batterie nach einem Unfall sicher festgestellt werden kann;
in ihren Reparaturanleitungen wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Lösungen für die Reparatur und den teilweisen Austausch beschädigter Batterien vorzusehen;
präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos zu entwickeln und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend zu qualifizieren – unter anderem damit nicht wie heute viel zu viele noch reparaturfähige Autos getaucht werden.
Die Werkstätten und Gutachter wiederum sollten…
- die teure Quarantänelagerung durch schnelle Überprüfung der Batterien möglichst kurz halten und
- den Abschied vom Verbrenner durch die vermehrte Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die Reparatur von Elektroautos antizipieren.