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Regulierung

Mehr privates Kapital für stärkere Wettbewerbsfähigkeit

Die Zukunft der Versicherungsbranche in der neuen EU-Legislaturperiode war Thema eines GDV-Events in Brüssel. Die EU-Abgeordneten Rasmus Andresen und Aura Salla diskutierten mit GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen über Europas Rolle im internationalen Wettbewerb. Der Förderung öffentlich-private Partnerschaften wird eine besondere Bedeutung beigemessen.

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Wie sieht die Zukunft der Versicherungsbranche in der neuen EU-Legislaturperiode aus? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines GDV-Events in Brüssel. Die beiden Europaabgeordneten Rasmus Andresen und Aura Salla diskutierten gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft Jörg Asmussen, wie die Rolle Europas im internationalen Wettbewerb gestärkt werden kann. Gerade in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der Stärkung der Kapitalmärkte sehen die Teilnehmer Handlungsbedarf für mehr öffentlich-private-Partnerschaften.

Europa verliert an Wettbewerbsfähigkeit

Jörg Asmussen eröffnete die Diskussion mit einer kritischen Bestandsaufnahme der aktuellen Lage Europas. Er stellte fest, dass insbesondere die großen Mitgliedsstaaten im Zentrum der EU im globalen Wettbewerb zurückgefallen seien – im Gegensatz zur Zeit der Finanzkrise, als die Probleme in der Peripherie überwogen haben . Er betonte, dass der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit besonders für die europäische Wirtschaft alarmierend sei. Dies hänge nicht zuletzt mit einem langsamen Voranschreiten in zentralen Fragen wie der Kapitalmarktunion zusammen. Als Beispiel nannte Asmussen das fragmentierte Insolvenzrecht, das es Investoren erschwere, grenzübergreifende Investitionen zu tätigen.

Auch die Überwindung nationaler Egoismen sei entscheidend, um im Vergleich mit anderen Regionen wettbewerbsfähiger zu werden. In diesem Zusammenhang sei die nachhaltige Transformation ein zentraler Baustein, die Asmussen als einen „dringenden Faktor in jeder Wettbewerbsentscheidung" bezeichnete.

Bürokratieabbau als Hebel für Investitionen

Aura Salla betonte in ihrem Impuls die Notwendigkeit, den Fokus auf Nachhaltigkeit und Wachstum gleichermaßen zu richten. Sie kritisierte allerdings einige aktuell diskutierte  Vorschläge zur Deckung des Investitionsbedarfs und betonte, dass direkte Subventionen nicht der richtige Weg seien, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Stattdessen müsse der Bürokratieabbau vorangetrieben werden, um Europa für private Investoren attraktiver zu machen. Der “Teufel steckt im Detail”, so Salla – es müsse viel stärker auf Effizienz geachtet werden, anstatt in Projekte ohne klares Ziel zu investieren.

Salla hob außerdem hervor, dass Regulierung, Risikokapital und die Qualifizierung der Arbeitskräfte über Ländergrenzen hinweg von entscheidender Bedeutung für eine stabile und zukunftsfähige Wirtschaft seien. Ein wesentlicher Aspekt sei dabei auch die Straffung der EU-Verwaltung: „Wir brauchen keine 27 EU-Kommissare", erklärte sie, und forderte eine Konsolidierung der Strukturen.

Klare Umsetzung statt neuer Regeln

Rasmus Andresen stellte die Bedeutung des Green Deal und der grünen Transition in den Vordergrund. Für ihn sei es entscheidend, dass bestehende Regeln konsequent umgesetzt werden, statt neue Gesetze zu schaffen. „Wir müssen den Fokus auf Klimarisiken legen und sicherstellen, dass die Qualität der Investitionen stimmt“, so Andresen. Gleichzeitig forderte er mehr Transparenz und warnte vor unnötiger Bürokratie, die gerade im Finanzsektor oft die Wettbewerbsfähigkeit bremse.

Protection Gaps: ÖPPs als Lösung

Ein weiteres wichtiges Thema waren die sogenannten Protection Gaps – Lücken in der Absicherung, etwa bei Altersvorsorge, Cyberrisiken oder Naturkatastrophen. Asmussen und Andresen waren sich einig: Hier sind öffentliche-private Partnerschaften (ÖPP) unverzichtbar. Besonders im Bereich der Cybersicherheit könne die Privatwirtschaft nicht allein die Lösung bieten. „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen Staat und Unternehmen, um diese Lücken zu schließen", betonte Asmussen.

Neben ÖPPs wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, mehr in Prävention auf europäischer Ebene zu investieren – besonders im Hinblick auf Naturkatastrophen. Eine Möglichkeit wäre die Überprüfung der EU-Floods Directive , um den präventiven Schutz vor Naturgefahren zu stärken. Europa müsse in Sachen Klimawandel besser vorbereitet sein.

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