Die Unsicherheit macht sich bemerkbar, US-Wahlen stehen im Fokus
Die US-Wirtschaft zeigt sich noch robust und im Euroraum gibt es erste Anzeichen, dass der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht sein könnte. Die Inflation bleibt jedoch ein wichtiges Thema, da diese sich weiterhin als hartnäckig erweisen könnte und im Euroraum zuletzt wieder gestiegen ist. Trotz erheblicher makroökonomischer Unsicherheiten setzen die Aktienmärkte ihre Rally fort.
In den USA deutet weiterhin wenig auf eine wirtschaftliche Abkühlung hin. Die US-Konjunktur wuchs im dritten Quartal dieses Jahres erneut überraschend stark mit annualisierten 2,8 Prozent und damit zum zweiten Mal in Folge kräftig (nach 3,0 Prozent im Vorquartal). Zuletzt zeigten sich jedoch widersprüchliche Signale für die US-Wirtschaft: Schwache Arbeitsmarktdaten stehen einem gestiegenen Konsumentenvertrauen gegenüber.
Im Euroraum stieg das BIP laut Schnellschätzung im dritten Quartal saison- und kalenderbereinigt überraschend stark um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Dennoch bleibt der Ausblick verhalten. Der IWF rechnet für 2024 und 2025 nur mit einem Wachstum von 0,8 Prozent bzw. 1,2 Prozent.
Keine Hoffnung auf Erholung
In Deutschland wuchs das BIP im dritten Quartal überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal (saison- und kalenderbereinigt), nachdem es im zweiten Quartal mit -0,3 Prozent stärker als bislang angenommen geschrumpft war. Hoffnungen auf eine Erholung in diesem Jahr haben sich jedoch zerschlagen, und auch die Prognosen für das kommende Jahr wurden zuletzt gesenkt. Die Industrieproduktion tendiert seit dem Frühjahr deutlich abwärts, und Investitionen bleiben angesichts hoher Zinsen und wirtschaftspolitischer Unsicherheiten schwach. Dennoch hat sich das ifo-Geschäftsklima kürzlich leicht verbessert. Verbraucher profitieren seit zwölf Monaten von konstanten Reallohnzuwächsen, doch der Anstieg des Konsumklimas stockt seit Juni, was auch auf wachsende Sorgen über den Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Damit bleibt der erwartete konsumgetriebene Impuls weiterhin aus.
Im Oktober setzte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinssenkungszyklus fort und senkte die Zinsen um 25 Basispunkte. Im Euroraum zeigt sich jedoch eine andere Situation als in den USA: Hier trifft eine schwache wirtschaftliche Entwicklung auf eine Inflation nahe der Zielmarke.
Die verbesserten finanziellen Bedingungen fördern jedoch auch den Aufbau von Verwundbarkeiten. So setzten trotz hoher makrofinanzieller Unsicherheiten Aktienmärkte ihre Rally fort, und die weltweiten Schulden sind gestiegen. Die hohe Diskrepanz zwischen der aktuellen makrofinanziellen Unsicherheit und den hohen Vermögensbewertungen bei niedriger Marktvolatilität erhöht zusätzlich die Anfälligkeit des Finanzsystems.