Trotz hoher Kerninflation: Ausblick vorsichtig optimistisch
Die Schieflage der Credit Suisse sorgte im März für Unruhe an den Finanzmärkten. Die Indikatoren zur Realwirtschaft stimmen hingegen optimistisch. Was bedeutet das für die nächsten Monate?
Vorsichtiger Optimismus
Die globalen Lieferketten entspannen sich weiter und die Aussichten für die Weltwirtschaft bessern sich etwas, obwohl die Liste der Faktoren, die den Aufschwung bremsen könnten, noch immer lang ist. Die Frühjahrsprognosen der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sehen für 2023 eine Stagnation oder allenfalls ein schwaches Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung voraus. Damit sind sie etwas zuversichtlicher als im vergangenen Dezember. Die Teuerungsraten im Euroraum und in Deutschland sanken im März deutlich. Die Verbraucherpreise folgten damit vorlaufenden Indikatoren wie Import- und Erzeugerpreisen, deren Steigerungsraten bereits seit Ende letzten Jahres kräftig zurückgehen. Sorgen macht jedoch die hohe Kerninflation.
Unruhe auf den Finanzmärkten
Auf den Finanzmärkten herrschte im vergangenen Monat Unruhe. Die Schieflage der Credit Suisse sorgte für Angst vor einem Domino-Effekt. Dieser scheint zwar im Bankensektor selbst auszubleiben; die Folgen für die Finanz- und Realwirtschaft dürften dennoch deutlich zu spüren sein. Unter anderem sind die Zinserwartungen gesunken. Trotz Beteuerungen steht die Europäische Zentralbank (EZB) zumindest implizit doch vor einem Zielkonflikt zwischen Finanzstabilität und Inflationsbekämpfung.
Behält der Markt Recht?
Wir erwarten, dass nicht die Finanzstabilität, sondern die Entwicklung der Kerninflation das wichtigere Thema der nächsten Quartale wird. Die Schieflage im Bankensektor war nur ein Schreckmoment, auch wenn dessen Auswirkungen noch länger zu spüren sein werden. Bleibt dagegen die Inflation länger hoch als erwartet, müsste die EZB stärker gegensteuern. Ob es dazu kommt, hängt maßgeblich von den Erfolgen der Politik und Sozialpartner bei der Eindämmung des Preisdrucks durch gestiegene Gewinne und Löhne ab. Dabei handelt es sich um einen klassischen Verteilungskonflikt; dementsprechend schwierig wird er sich gestalten. Scheitert eine kooperative Lösung, wird die EZB als Wächterin der Preisstabilität in letzter Instanz einschreiten. Die Kollateralschäden sind in einem solchen Fall jedoch potenziell hoch.
Die vollständige Ausgabe der Economics and Finance Perspectives können Sie sich am Ende dieser Seite herunterladen. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Autoren Dr. Jörg Haas, Dr. Max Hanisch und Dr. Paul Berenberg-Gossler.