Wie resilient ist der Arbeitsmarkt in Deutschland?
Im Angesicht der gegenwärtigen Wachstumsschwäche ist der deutsche Arbeitsmarkt erstaunlich widerstandsfähig. Welche Treiber verbergen sich hinter dieser Entwicklung und wie geht es jetzt weiter?
In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Arbeitsmarkt in Deutschland eine robuste Entwicklung hingelegt. Während die Zahl der Erwerbspersonen angestiegen ist, ist gleichzeitig auch die Zahl der Arbeitslosen deutlich gesunken. Schocks wie die Finanzkrise, die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine konnten diese Entwicklung bisher kaum abbremsen. Dazu hat auch die Möglichkeit zur Kurzarbeit viel beigetragen. Damit wurden kurzzeitige Rückgänge der Arbeitsnachfrage aufgefangen, wodurch deutlich weniger Arbeitnehmer entlassen wurden.
Demografie verknappt das Arbeitsangebot langfristig
Durch den demografischen Wandel nimmt die Zahl der Personen im Haupterwerbsalter bis 2035 jährlich um 200.000-300.000 ab. Hinzu kommt der Trend zu mehr Teilzeit und damit einer durchschnittlich niedrigeren Wochenarbeitszeit. Im Ergebnis verknappt sich das Arbeitsangebot in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland deutlich.
Die aktuelle Wachstumsschwäche könnte neue Tatsachen schaffen
Dennoch ist nicht garantiert, dass die Arbeitslosenquote auf ihren historischen Tiefstand verharrt. Erstens ist die Kurzarbeit kein Allheilmittel. In längeren wirtschaftlichen Schwächephasen, wenn sich der langfristige Geschäftsausblick der Unternehmen eintrübt, könnten sich Unternehmen vermehrt für einen Abbau ihrer Belegschaft entscheiden. Zweitens werden die Reallöhne auf absehbare Zeit deutlich ansteigen, während sich gleichzeitig andere Produktionsfaktoren wie Kapital und Energie eher vergünstigen dürften. Ein mögliches Szenario: Eine insgesamt höhere Arbeitslosigkeit könnte zurückkehren, während gleichzeitig einzelne Branchen unter großem Fachkräftemangel leiden.