Management der Digitalen Souveränität
Wie stärken Versicherer ihre digitale Souveränität in einem herausfordernden Umfeld? Eine aktuelle GDV-Studie gibt Antworten. Basierend auf Interviews mit Versicherern und Cloud-Service-Providern zeigt der erste Teil der Whitepaper-Reihe zu diesem Thema, warum digitale Souveränität für die Zukunft der Branche unverzichtbar ist.
Eine einheitliche Definition zu digitaler Souveränität existiert noch nicht. Zur Einordnung des Begriffes adressiert die Studie den Aspekt, technologische und operative Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen – unabhängig von externen Einflüssen oder dominierenden Anbietern.
Ein zentrales Beispiel für die wachsende Bedeutung digitaler Souveränität sind Cloud-Dienste, die in vielen Teilen bereits unverzichtbarer Bestandteil der Servicelandschaft sind. Darüber hinaus beschleunigen regulatorische Vorhaben wie das FiDA-Rahmenwerk diese Entwicklung, da sie eine Öffnung der Kundenschnittstelle gegenüber Dritten vorsehen.
Einige Interviewpartner nehmen wahr, dass Unternehmen unterschätzen, wie stark Cloud-Technologien bereits in ihre Prozesse integriert sind und wie sehr sie künftig an Bedeutung gewinnen werden. Vielmehr wird das Thema der digitalen Souveränität unmittelbar und in Verbindung mit anderen strategischen Prioritäten adressiert. Umso wichtiger ist es, dem Thema auf Managementebene noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Herausforderungen im geopolitischen und technologischen Umfeld
Die Versicherungswirtschaft operiert in einem globalen Markt, der von geopolitischen Spannungen geprägt ist – etwa durch den Ukraine-Krieg oder Handelskonflikte zwischen den USA und China.
Gleichzeitig spielen große Technologieanbieter wie Amazon, Google und Microsoft eine zentrale Rolle, da sie wesentliche Infrastrukturen wie Cloud-Dienste bereitstellen. Daraus kann eine stärkere Abhängigkeit von einzelnen Anbietern entstehen, die es zu berücksichtigen gilt, insbesondere für Versicherer, die auf den langfristigen Schutz sensibler Kundendaten angewiesen sind.
Dabei geht es nicht darum, jede Abhängigkeit zu vermeiden, sondern vielmehr diese bewusst zu steuern. So stellt die GDV-Studie klar: Digitale Souveränität ist nicht mit Isolation gleichzusetzen. Vielmehr müssen die Marktteilnehmer sicherstellen, dass sie kritische Abhängigkeiten durch Diversifikation und kluge Partnerschaften ausgleichen.
Steuerung der digitalen Souveränität
Zur Steuerung der digitalen Souveränität identifiziert die Studie drei zentrale Bereiche:
- Technologische Souveränität umfasst die unabhängige Entwicklung und Verwaltung von IT-Ressourcen, etwa durch die Nutzung offener Standards und europäischer Anbieter.
- Operative Souveränität beschreibt die Fähigkeit, IT- und Geschäftsprozesse flexibel zu steuern, beispielsweise durch Multi-Cloud-Strategien und Notfallpläne.
- Datensouveränität schließlich sichert die Kontrolle über die eigenen Daten hinsichtlich Speicherung, Verarbeitung und Nutzung.
Wichtig ist, dass die drei Bereiche ineinandergreifen und den Maßstab bilden, an dem die digitale Souveränität eines Unternehmens gemessen werden kann.
Die Studie stellt fest, dass Entscheidungen für digitale Unabhängigkeit oft Kompromisse erfordern, da bei der Umsetzung Faktoren wie Leistungsfähigkeit, Unabhängigkeit und Kosten gegeneinander abgewogen und priorisiert werden müssen. Ein Unternehmen kann auch dann als digital souverän gelten, wenn es seine Abhängigkeiten kennt und diese unter Abwägung der Chancen und Risiken bewusst eingeht.
GDV-Studienreihe
Der erste Teil der Reihe zeigt: Digitale Souveränität betrifft alle Bereiche eines Unternehmens und wird besonders im Kontext der digitalen Transformation und des Cloud Computing relevant. Die drei Säulen – technologische, operative und datenspezifische Souveränität – verdeutlichen die Vielschichtigkeit des Konzepts.
Zukünftige Ausgaben der GDV-Whitepaper-Reihe vertiefen, wie beispielsweise Cloud Computing und Anbieterstrategien die digitale Souveränität beeinflussen.