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Klima

Klimawandel als langfristiger Inflationstreiber

Eine neue Studie der EZB und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sieht höhere Temperaturen als langfristige Inflationstreiber. Insbesondere Extremwetterereignisse können zu einer steigenden Inflation beitragen.

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© Getty Images

Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung: Klimaschutz sollte langfristig den Klimawandel als Inflationstreiber begrenzen

Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten auf dem Rückzug. Auch wenn weiterhin Unsicherheiten bestehen, scheint die Senkung des Leitzinses durch die EZB nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Wissenschaft und Zentralbanken beschäftigen sich schon seit einiger Zeit mit der Frage, wie sich der Klimawandel mittel- bis langfristig auf die Inflation auswirkt. Eine neue, umfangreiche Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht den Klimawandel als ernstzunehmenden, langfristigen Inflationstreiber. 

Klimawandel lässt Nahrungsmittelpreise und Gesamtinflation steigen 

Steigende Temperaturen könnten die Lebensmittelinflation um 3,2 Prozentpunkte und die Gesamtinflation um 1,18 Prozentpunkte jährlich bis 2035 erhöhen. In einem ersten Schritt untersucht die Studie wie sich Klimaindizes – bspw. hohe Temperaturen, extreme Regenfälle – historisch auf die Inflation ausgewirkt haben. In einem zweiten Schritt modelliert die Studie über Klimaprojektionen Inflationsentwicklungen bis 2035. 

Einfluss auf Inflation abhängig von geographischer Lage und Jahreszeit 

Die Inflation erhöht sich mit dem Anstieg der monatlichen Durchschnittstemperatur nicht linear, sondern abhängig von der geographischen Lage und der Jahreszeit. Am stärksten reagiert die Inflation auf heiße Sommer in den Ländern des globalen Südens. Aber auch in Europa und Deutschland werden die Auswirkungen des Klimawandels die Inflation deutlich ansteigen lassen. Das war schon in der jüngeren Vergangenheit deutlich spürbar. Beispielsweise gehen die Autor/-innen davon aus, dass der extreme Hitzesommer 2022 die Lebensmittelinflation in Europa um etwa 0,6 Prozentpunkte (bzw. Gesamtinflation um ca. 0,3 Prozentpunkte) erhöht hat. Werden solche extremen Ereignisse durch den Klimawandel häufiger, steigt auch die Inflation. 

Klimawandel als Herausforderung für Europäische Geld- und Wirtschaftspolitik 

Vor dem Hintergrund des Inflationsziels der EZB von zwei Prozent ist der Klimawandel ein ernstzunehmender Inflationstreiber. Dabei sind die hohe Saisonalität und Volatilität der Inflation eine besondere Herausforderung für die europäische Geldpolitik. Die stärkere Betroffenheit Südeuropas kann die Inflationsunterschiede im Euroraum verstärken. Damit wäre eine einheitliche Geldpolitik schwieriger auszutarieren. Insgesamt kann ein anhaltender Inflationsdruck negative Auswirkungen auf die Kaufkraft haben, oft mit regressiven Verteilungseffekten. So sorgen sich die Autor/-innen der Studie, dass stärkere Wohlstandsgefälle anti-europäische Ressentiments befeuern könnten. 

Das eine tun, ohne das andere zu lassen: Klimaschutz, Anpassung und Absicherung  

Klimaschutz ist aus Sicht der Studie unbedingt notwendig, um langfristig den Klimawandel als Inflationstreiber zu begrenzen. Anpassung an den Klimawandel durch technische Maßnahmen und Innovationen können den klimabedingten Inflationsdruck immerhin eindämmen. Dazu zählen die Autor/-innen beispielsweise Klimaanlagen, um die Auswirkungen von Hitzestress auf die Arbeitsproduktivität zu mildern. In der Landwirtschaft könnten besser an den Klimawandel angepasste Pflanzen einen Teil der klimabedingten Produktivitätsverluste abfedern. Auch unversicherte Schäden können zu immensen Wohlfahrtsverlusten führen. Daher ist aus Sicht des GDV private und staatliche Prävention für Elementarrisiken notwendig, damit das Angebot eines flächendeckenden und bezahlbaren Versicherungsschutzes möglich bleibt.  

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