Umweltbundesamt: Deutschland bei Klimazielen bis 2030 auf Kurs
Deutschland macht Fortschritte beim Klimaschutz und kann seine Ziele bis 2030 erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt bei den Treibhausgas-Projektionen 2025. Um in den 2030er weiterhin auf Kurs zu bleiben, sind allerdings zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen notwendig.

Das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte Mitte März die vorläufigen Daten der Treibhausgasemissionen für das Vorjahr und aktualisierte die Projektionen bis 2030. Demnach hat Deutschland seinen Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent gesenkt. Damit könnte Deutschland die Emissionen bis 2030 um 63 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Das Klimaziel von mindestens 65 Prozent Minderung rückt damit in greifbare Nähe.
Die Entwicklung in den Sektoren ist nach wie vor sehr unterschiedlich. Insbesondere Energiewirtschaft und Industrie verzeichnen große Einsparungen und übererfüllen ihre Sektorziele um 250 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente bzw. 73 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Auch Landwirtschaft und Abfallwirtschaft erreichen die Ziele für 2030. In der Projektion verfehlen die Sektoren Verkehr und Gebäude die kumulierten sektoralen Jahresemissionsmengen bis 2030 deutlich. Im Verkehr beträgt die Überschreitung 169 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente und im Sektor Gebäude rund 110 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente.
Energiewirtschaft senkt Emissionen durch Erneuerbare und Kohleausstieg
Treiber der überproportionalen Emissionsminderung des Energiesektors sind der starke Rückgang der Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle sowie der anhaltende Ausbau Erneuerbarer Energien. Im Gegensatz zu früheren Annahmen wird jedoch keine vorzeitige Stilllegung von Kohlekraftwerken mehr erwartet. Die Emissionen im Industriesektor blieben 2024 nahezu konstant. Während in der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Chemischen Industrie ein Anstieg zu verzeichnen war, konnten diese Mehrmengen durch Einsparungen in der Zementindustrie ausgeglichen werden.
Gebäude- und Verkehrssektor verfehlen Klimaziele deutlich
Im Gebäudesektor hat sich die Lücke zur Zielerreichung im Vergleich zu den letzten Projektionen deutlich vergrößert. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), dass eine verpflichtende Nutzung von 65 Prozent erneuerbarer Energien für neue Heizungen vorsieht, gilt laut dem Bericht als zentrales Instrument zur weiteren Emissionsminderung. Die Emissionsentwicklung im Verkehrssektor bleibt laut UBA nahezu unverändert und weit entfernt von den Zielen. UBA-Präsident Dirk Messner äußerte sich besorgt über die zurückhaltende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und betonte die Notwendigkeit, den Hochlauf von E-Autos zu beschleunigen. Zudem forderte er, am geplanten Ausstieg aus fossilen Verbrenner-Pkw bis 2035 festzuhalten.
Deutschland drohen Strafzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich
Deutschland droht laut der kumulierten Überschreitung von 226 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente aus den Sektoren Verkehr und Gebäude seine Ziele zur EU-Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Regulation – ESR) zwischen 2021 und 2030 deutlich zu verpassen. In der ESR werden jedem Mitgliedstaat erlaubte Emissionsmengen für die Sektoren außerhalb des EU-Emissionshandelssystem (ETS) in Form von Zertifikaten zugeteilt. Für Verfehlungen der ESR-Ziele müssen Länder überschüssige Zertifikate anderer Länder aufkaufen. Je nach zwischenstaatlich verhandeltem Preis könnten für die Bundesregierung Strafzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich fällig sein.
Unsicherheit besteht noch über den Klimaschutzbeitrag und die CO2-Preiseffekte des European Trading System 2 (ETS-2), das unter anderem die Sektoren Verkehr und Gebäude ab 2027 in den europäischen Emissionshandel integriert. Laut einer Studie des Öko-Instituts leistet das neue ETS-2 einen positiven Klimaschutzbeitrag. Allerdings reicht die Wirkung des ETS-2 voraussichtlich nicht aus, um die ESR- Sektorziele für Verkehr und Gebäude zu erreichen. Das UBA warnt zudem, dass ohne zusätzliche flankierende Klimaschutzmaßnahmen zum ETS-2 ein deutlich höheres C02-Preisniveau auf die Verbraucher zukommt.
Handlungsbedarf für langfristige Klimaziele
Die Projektionen für 2025 bestätigen zwar klimapolitische Fortschritte, zeigen aber auch weiterhin Handlungsbedarf. Das Umweltbundesamt mahnt vor allem in den Sektoren Gebäude und Verkehr strukturelle Reformen an, um die Klimaziele für 2040 und 2045 nicht zu gefährden. Nur so könne Deutschland langfristig auf Klimakurs bleiben.