Der Arbeitskreis befasst sich mit der Rolle von Fußgängerinnen und Fußgängern als besonders vulnerable Gruppe im Straßenverkehr und wie Unfälle mit diesen vermieden werden können.
Unfallforscher der Versicherer: In den letzten 15 Jahren hat sich die Sicherheit für Gehende nicht verbessert
Gehen ist die häufigste Form der Fortbewegung und damit Basismobilität, mit der jede weitere Mobilitätsform verbunden ist. Dabei ist das Verkehrssystem Deutschlands für Gehende wenig geeignet, vor allem für Kinder, Ältere und Mobilitätseingeschränkte. Die Verkehrssicherheit für Gehende hat sich in den letzten 15 Jahren zu wenig verbessert: Die Zahl Verletzter stagniert seither auf einem Niveau von rund 30.000 pro Jahr. Auch das relative Unfallrisiko bezogen auf die Gehleistung hat sich nicht verbessert. Zwar gibt es unter Gehenden weniger Verkehrstote und Schwerverletzte als damals (2023: 437 Getötete, 5.368 Schwerverletzte; 2008: 653 Getötete, 8.651 Schwerverletzte), dennoch bleiben diese Zahlen besorgniserregend. 2023 starben mehr Gehende als vor der Pandemie. Und die Gruppe besonders Verletzlicher wächst im Zuge der immer älter werdenden Gesellschaft.
Gut die Hälfte der Gehenden-Unfälle verursachen Pkw-Fahrende, gut ein Viertel Fußgänger/-innen selbst. Für etwa jeden zehnten Unfall sind Radfahrende verantwortlich, für fünf Prozent der Unfälle Fahrende von Lkw und Bussen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Ältere ab 80 Jahren haben bezogen auf die Gehleistung ein doppelt bis dreifach höheres Unfallrisiko, weil die kognitiven Fähigkeiten bei Ersteren noch nicht voll ausgebildet sind und bei Letzteren nachlassen.
So könnten Gehende besser geschützt werden
Nötig sind mehr Angebote für sicheres Überqueren der Straßen an den richtigen Stellen. Parkende Autos am Fahrbahnrand, die Sehen und Gesehenwerden erschweren, sind zu reduzieren und verbotenes Parken an Kreuzungen baulich zu verhindern. Kommunen sind aufgerufen, die neuen StVO-Regeln maximal zu nutzen, etwa für Tempo-30-Strecken. Darüber hinaus sollte ihnen der Gesetzgeber mehr Freiraum für präventive Maßnahmen geben. Kollisionen an Ampeln lassen sich vermeiden, indem Abbiege- und Fußverkehr nicht gleichzeitig „Grün“ bekommen. Kurze Anforderungszeiten und häufige, ausreichend lange Grünphasen für den Fußverkehr helfen „Rotgänger“ zu vermeiden. Rad- und Gehflächen sind zu trennen, um Gehende zu schützen. Aktiv bremsende Fahrer¬assistenzsysteme sollten für Pkw und Lkw verpflichtend sein. Nicht zuletzt sind mehr Kontrollen und schärfere Sanktionen erforderlich für Geschwindigkeits-, und Parkverstöße Autofahrender, Radfahren auf Gehwegen sowie Rotlichtverstöße aller Verkehrsteilnehmenden.