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Regulierung

Wie kann Europa wieder wettbewerbsfähig werden?

Die EU soll wettbewerbsfähig bleiben. Aber ist die EU-Kommission mit ihren aktuellen Vorschlägen auf dem richtigen Weg? Eine spannende Frage für die Gäste der GDV-Diskussionsveranstaltung zum Thema „Next stop simplification – the first Omnibus“ in Brüssel.

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© GDV

Von links nach rechts: Florian Wimber, Leiter Europa und Internationales beim GDV, Dr. Christoph Jurecka, CFO bei MunichRe, und Anna Ketelsen, Attaché für Finanzdienstleistungen in der ständigen Vertretung Dänemarks 

Rund eine Woche ist es her, dass die EU-Kommission ihren ersten sogenannten Omnibus vorgelegt hat – ein Gesetzgebungspaket zur Reduzierung und Straffung der Nachhaltigkeitsregulierung. Am vergangenen Donnerstag haben Christoph Jurecka, CFO der MunichRe, und Anna Ketelsen, Attaché für Finanzdienstleistungen in der ständigen Vertretung Dänemarks, die vorgeschlagenen Maßnahmen diskutiert. Moderiert wurde das Gespräch von Florian Wimber, Leiter Europa und Internationales beim GDV.

Beide Gesprächspartner waren sich einig darin, dass das Omnibus-Paket einen Richtungswechsel der EU-Kommission darstellt. In der vorgeschlagenen Fassung habe es das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit der EU deutlich zu verbessern.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs ging es um den konkreten Ansatz des ersten Omnibus-Pakets, das eine Reduzierung von Nachhaltigkeitsberichtspflichten vorsieht. Die Diskussion hat verdeutlicht, dass es nicht einfach ist, eine ausgewogene Lösung für die Vereinfachung der drei betroffenen Regelwerke (CSRD, CSDD, Taxonomie) zu finden. Der Omnibus habe aber das Potenzial, die grüne Transformation voranzubringen.

Grundsätzlich scheint es den Entscheidungsträgern auf EU-Ebene leichter zu fallen, neue Regulierung einzuführen, als alte Regeln abzuschaffen. Mit Blick in die Zukunft sei es unerlässlich, vor der Einführung einer neuen Regulierung eine fundierte Folgenabschätzung durchzuführen. Dabei müsse geprüft werden, ob die neuen Regeln einen wirklichen Mehrwert darstellen. 

Zusätzlich wurden auch die enormen Kosten beleuchtet, die die Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte in Unternehmen verursacht. In einem Schwenk ging es dabei auch um die Vermeidung zusätzlicher Lasten bei anderen aktuellen Vorhaben wie etwa FiDA oder der nachgelagerten Gesetzgebung zu Solvency II. 

Die Omnibus-Richtlinie zur Straffung der Berichtspflichten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und zur vereinfachten Regelung der Überwachung und Einhaltung von Sorgfaltspflichten in Lieferketten ist der erste Teil einer Reihe von Gesetzesinitiativen mit dem Ziel der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Resilienz der europäischen Wirtschaft. Sie ist Teil der von Kommissionspräsidentin von der Leyen angekündigten Initiative zur Reduzierung der Berichtspflichten um 25 Prozent. Das Gesetzespaket wird im nächsten Schritt im Rat der Europäischen Union und vom EU-Parlament beraten.

Anna Ketelsen ist Attaché für Finanzdienstleistungen bei der Ständigen Vertretung Dänemarks bei der EU. Sie hatte zuvor verschiedene Positionen bei der Dänischen Finanzaufsicht inne. Dänemark übernimmt in der zweiten Jahreshälfte 2025 die EU-Ratspräsidentschaft.

Christoph Jurecka ist Chief Financial Officer (CFO) der MunichRe, dem weltgrößten Rückversicherer. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Versicherungswirtschaft und ist Mitglied im Präsidium des GDV.

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