Europawahl wirkt nach
Die Wahl in Frankreich hat die Renditen für Staatsanleihen steigen lassen - nicht nur in Frankreich. Europäische Aktien mussten Kursverluste hinnehmen. Dazu hat sich das zuletzt hoffnungsvolle konjunkturelle Bild etwas eingetrübt.
Als Folge eines schwachen Wahlergebnisses hat der französische Präsident Emmanuel Macron in Frankreich Neuwahlen ausgerufen. Die Aussicht darauf, dass die als rechtspopulistisch bis rechtsextrem eingestufte Partei Rassemblement National (RN) Regierungsverantwortung übernehmen und mit nicht vollständig gegenfinanzierten Staatsausgaben den französischen Haushalt belasten könnte, hat die Renditen für französische Staatsanleihen steigen lassen.
Der Effekt blieb nicht auf Frankreich beschränkt, die Renditen der französischen Euronachbarn stiegen ebenfalls; außer in Deutschland, wo die Suche nach sicheren Häfen die Renditen sinken ließ. Europäische Aktien mussten ebenfalls Kursverluste hinnehmen.
Während des Wahlkampfes wurde klar, dass der RN zu vielen wichtigen Themen entweder keine klaren Positionen hat oder diese von Woche zu Woche abändert. Mit einer Abnahme der Unsicherheit ist frühestens nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Stickwahl vom 7. Juli zu rechnen; es ist aber auch denkbar, dass sie angesichts des unklaren Kurses einer möglichen neuen Regierung noch länger anhält.
Konjunkturelle Frühindikatoren werden verhaltener
Dazu hat sich das zuletzt hoffnungsvolle konjunkturelle Bild im Juni in Deutschland und im Euroraum etwas eingetrübt. Einkaufsmanagerindizes und das ifo Geschäftsklima signalisieren am aktuellen Rand unerwartete Stimmungsrückgänge. Per Saldo lassen klare Wachstumssignale für das zweite Halbjahr aber auf sich warten. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass der avisierten Aufschwung noch mit Unsicherheit behaftet ist. Immerhin sind die Inflationsraten rückläufig. Die EZB könnte dieses Jahr noch zwei Zinssenkungen vornehmen und so schwache Konjunktur stützen.